Mein Erster Monat mit BuJo

Die Symbiose von digitalem und analogem

Einleitung



Die Faszination von Notizen am Rechner hatte mich schon länger gepackt. Nach vielen verschiedenen Softwareversuchen war ich dann bei einer für mich ansprechenden Lösung geblieben. Es folgte die Strukturierung nach Themen und Ordnern und das fast schon wahllose verfassen von Notizen und Web-Clippen von ganzen Internetseiten. Ich glaube das nennt man “Informationen horten”.



Es fühlte sich aber immer noch ein wenig fledderig an. Ich hatte zwar einen Ort, an dem ich meine Notizen festhalten konnte, aber so richtig gut hat es sich noch nicht angefühlt. Ich hatte noch immer ein Problem mit meiner Aufgabenliste und diesen kleinen Gedanke in meinem Kopf, die aufgeschrieben werden wollten. Die Reibung für einen kleinen Gedanken, der eventuell nach dem Aufschreiben überhaupt nicht mehr wichtig ist, eine neue große Notiz anzulegen war ein einfach zu groß. Und dann immer die Fragen “In welchen Ordner passt das jetzt?”



BASB als erste Einsicht



Nach einer gewissen Zeit bin ich auf Videos von Tiago Forte gestoßen und wie er über “Building A Second Brain” spricht. Endlich ein sinnvollen System! Habe mit direkt sein Buch “How to Build A Second Brain” im Original zugelegt und es quasi verschlungen.



Darin erklärt er, wie wir Notizen sinnvoll erfassen, sortieren und bearbeiten. Es basiert auf dem CODE Prinzip. Capture, Organize, Destill und Express. Das Organisieren erfolgt wiederrum nach dem Prinzip PARA, was Project, Areas, Ressources und Archive bedeutet.



Ich gehe an dieser Stelle nicht näher darauf ein. Falls es wen interessiert, lass es mich wissen. CODE und PARA stellten für mich endlich ein funktionierendes System dar. Bis auf meine bereits erwähnten kleinen Gedankenschnipsel. Ich versuchte in einer Notiz “Schnellerfassung” genau diese Gedanken zu notieren. Gedanken, aus denen dann ein Projekt oder ein Bereich (Areas) wurde, kopierte ich dann entsprechend dorthin. Und der Rest? Der wurde gelöscht. Das fühlte sich aber nicht so wirklich toll an.



Dann kam Logseq mit seiner Journal-Seite um die Ecke. Logseq ist eine Notiz-Software, die frei von Ordnerstrukturen ist und sich durch die Verknüpfung von Notizen untereinander organisiert. Der Einstieg beim Öffnen der Software erfolgt über das Journal. Es wird für jeden Tag ein Abschnitt angelegt um dort Notizen in Stichpunkten (Bullets) zu erfassen. Das ist es! Ein Platz für diese keinen Gedankenschnipsel. Aber jetzt sind meine schönen Ordner weg.



Ich habe Logseq dann eine weile ausprobiert. Im Prinzip hat es relativ gut funktioniert. Das mit den fehlenden Ordnern ist aber leider nichts für mich. Hinzu kam eine Datenpanne (es waren auf einmal alle Notizen leer - entweder ein Problem von Logseq oder der Synchonisierung über Nextcloud/Cryptomator) und das Problem, dass ich meinen Rechner nicht mit ins Büro nehmen kann. Synchronisierung über Nextcloud am iPhone unterstützt die App von Logseq nämlich nicht.



Der Auftritt des BuJo



Obwohl ich die Methode des Bullet Journaling schon länger kannte (Gibt es eigentlich Menschen, die es noch nicht gehört haben?), kam ich dann irgendwie wieder auf dieses Thema. Aber mich als doch so papierlosen und digitalen Menschen hat es mich doch nie so wirklich angefasst. Immer ein Buch mitschleppen? Und dann kann ich das ja überhaupt nicht so schön machen wie die im Internet. Dazu kommt dieses riesige Setup an Stiften, Tapes und was weiß ich nicht noch alles. Überflutet mit “5 Collections, die du unbedingt in deinem BuJo brauchst” und “Wie diese Tracker in meinem BuJo mein Leben verändert haben” habe ich es dann doch immer sein lassen.



Dann fand ich die Videos bujocreateDE auf YouTube (ja, ich weiß). Hier erklärt Antje die Grundlagen des BuJo auf sehr unaufgeregt weiße und ohne viel schnick schnack. Sie bezog sich auch auf die Videos von Ryder Carroll (dem Efinder der Bullet Journal Methode, wie ich erst dort festgestellt hatte) und mir kam die Erkenntnis: BuJo ist ja eigentlich total schlicht!



Ich habe mir dann auch das Buch “The Bullet Journal Method” zugelegt und es Stand heute auch fast fertig gelesen. Und ich muss sagen: BuJo ist wirklich überhaupt nicht so aufgeregt, wie es oft dargestellt wird. Es braucht keine riesiges Setup an Stiften oder vorangelegten Collections und Habit-Trackern. Es ist eigentlich total schlicht und einfach.



Obwohl ich hier einige Notizbücher rumfliegen habe, habe ich mir dafür doch ein neues besorgt. Gelandet bin ich tatsächlich bei dem Bullet Journal Exemplar von Leuchtturm1917. Das Gute ist ja, dass es eigentlich egal ist, welches Notizbuch man sich zulegt. In dieser Version ist aber nochmal ein kleiner Guide drin, den ich als hilfreich finde, wenn man die Methode noch nicht so ganz drin hat. Den kann man sich aber auch Online runterladen (was ich aber erst später herausgefunden habe…)



Was soll ich sagen? Es steckt mehr hinter dem BuJo als das reine festhalten von Gedanken und Aufgaben. Ryder Carroll geht in seinen Videos und dem Buch deutlich darauf ein, dass hinter jeder “Was” wir tun auch ein “Warum” stehen sollte. Deshalb wird zu Beginn im BuJo auch die “Intention” festgehalten. Warum möchte ich dieses Notizbuch benutzen? Durch das ständige reflektiern innerhalb der Daily-Journals (das sind die Abschnitte für jeden einzelnen Tag) und das übertragen der Aufgaben fragt man sich doch öfter “Wofür?”. Ist diese Aufgabe die Zeit und die Mühe wert sie hier nochmals abzuschreiben? Nein? Dann durchstreichen und weg damit.



Beim Anlegen der Monthly-Logs (eine Doppelseite für jeden neuen Monat mit einer Art Kalender links und Aufgaben rechts) blättert man durch die vergangen Daily-Logs und kann so seine ganz persönliche Entwicklung reflektieren. Aufgaben werden übertragen, nachträglich als erledigt merkiert oder durchgestrichen. Durch das Schreiben mit der Hand bleiben mit die Aufgaben viel besser im Gedächtnis als beim erfassen in einer ToDo-App. Das ist eigentlich paradox, da die Aufgaben ja aus dem Kopf raus sollen, indem sie aufgeschrieben werden. Es bleibt aber das gute Gefühl, dass es dort steht. Auf Papier. Ohne die Angst, dass alles durch einen blöden Fehler in der Synchrinisation dann doch weg ist.



Fazit



Die Bullet Journal Methode ist also doch etwas mehr als ich dachte. Und in Verbindung mit den Methoden des “Second Brain”, in denen ich größere Notizen zu im BuJo erfassten Gedanken erstelle, fühle ich mich gerade wirklich gut organisiert.