WhatsApp

Irgendwann kriegt es auch dich...

Ich kann mich noch daran erinnern, als ich das erste Mal von WhatsApp gehört habe. Es muss irgendwann 2011 während meiner Studienzeit gewesen sein. Ein Kommilitone erzählte mir davon und dass ich es mir doch installieren sollte. Damals hatte ich noch ein Blackberry Curve (bisher das genialste Handy, dass ich hatte - bis auf den “Appstore”) und war verwundert, dass es WhatsApp dafür gab.

Es war genial und ich bzw. wir hatten sehr lange spaß damit. Es verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Und dann wurde es von Facebook gekauft. Ich war einer der ersten (und der Einzige in meinem Umfeld) der es kurz darauf gelöscht hat. Damals hat es mich relativ wenig gestört. Ich hatte wenige aktive Kontakte, wovon die meisten beruflicher Natur waren. Da wollte ich sowieso privat nicht mehr viel Kontakt und das meisten konnte während der Arbeit besprochen werden. Vereinzelt musste ich mich rechtfertigen, wieso ich keine WhatsApp hatte. Aber alles kein Problem.

Dann kam das erste Kind. Und mit ihm die Kindergarten-Gruppe in WhatsApp. Dieses Problem wurde aber ganz einfach durch meine Frau gelöst: Sie trat der Gruppe bei. Dazu kam dann die Gruppe vom Kinderturnen, Flohmarkt usw. Für mich noch kein Problem, denn macht ja meine Frau.

Anfang letzten Jahres bin ich dann in die freiwillige Feuerwehr in unserem Ort eingetreten. Natürlich gibt es auch hier eine WhatsApp-Gruppe. Nach einer kurzen Erläuterung, dass ich kein WhatsApp habe, war es kein Problem. Der Wehrführer hat auch Signal und spielte ohnehin mit dem Gedanken die Gruppe in Signal zu überführen. Ein Erfolg, dachte ich. Nachdem dann längere Zeit keine Gruppe in Signal gegründet wurde und es auch nur zwei mal zur Sprache kam, habe ich sie dann gegründet. Stand heute: 7 Mitglieder inklusive mir selbst. Im Laufe der Zeit bekam ich dann auch mit, das manche Informationen den Weg in die Signal-Gruppe nicht gefunden habe und ich immer so nebenher existiere. Nicht schön aber noch akzeptabel. Einsätze und Termine für Übungen laufen über einen anderen Kanal.

Jetzt möchte das ältere Kind zu den Feuersalamandern (Kindergruppe der Feuerwehr). Und wer hätte es gedacht: Es gibt dafür eine WhatsApp-Gruppe. Meine liebste Frau hat mir aber deutlich gemacht, dass sie nicht in diese Gruppe eintreten wird, da nicht immer alles an ihr hängen bleiben kann. Und damit hat sie vollkommen recht.

Ich musste also abwägen: Werte vs. Tun, Datenschutz vs. soziale Zugehörigkeit und habe das erste Mal diese kognitive Dissonanz so richtig real gespürt. Ist mir der Datenschutz so wichtig, dass ich mich ein Stück weit aus bestimmten sozialen Gruppen ausgrenzen lassen muss? Muss mein Kind darunter leiden, weil wir bestimmte Informationen nicht mitbekommen? Kann ich verlangen, dass “alle” anderen wegen mir den Messenger wechseln? Kann ich vom Admin der Gruppe verlangen zwei Kanäle zu bespielen? Natürlich kann ich das aber macht es das besser? Bleibe ich dann nicht immer der, wegen dem man extra Aufwand hat oder hatte? Und was hat das für Auswirkungen auf die Kontakte innerhalb der Gruppe?

Es geht hierbei nicht nur um das Thema Datenschutz und was Meta aka Facebook mit unseren Daten anstellt. Es geht vielmehr um Gruppendynamik oder Änderungsmanagement. Ich habe WhatsApp jetzt auf meinem Smartphone. Ich werde aber nicht müde meine Meinung darüber zu äußern und auf das Problem hinzuweisen. Nur weil ich jetzt WhatsApp habe, muss ich noch lange nicht jeden anderen problematischen Dienst nutzen. Und wenn ich die Möglichkeit habe nutze ich weiterhin bessere Alternativen zur Kommunikation.

WhatsApp hat dieses Duell gewonnen. Es werden aber weitere folgen, da bin ich mir sicher.